In ihrer Selbstreflexion bezieht sich Kunst reflexiv auf das, womit sie reflektiert und was ihre Reflexivität erst ermöglicht.
Elke Bippus
In dieser Gestalt bildet sie [die Kunst] den Gegenstand einer Unterhaltung, [...] die, das spüren wir, endlos fortgesetzt werden könnte, wenn nichts dazwischenkäme.
Es kommt etwas dazwischen.
Paul Celan
Vor dem Hintergrund einer allgemeinen Reflexion über die Interdisziplinarität zwischen Wissenschaft und Kunst hat der in Wien lebende Künstler Aldo Giannotti (I) – in Zusammenarbeit mit den wissenschaftlichen Mitarbeitern von KKuK – eine kritische Konfrontation mit der aktuellen Debatte über Artistic Research unternommen, deren Ergebnis das Kunstprojekt SCIENCEAGREEMENT BETWEEN ART AND ist.
Im Mai 2011 als interdisziplinäre Hinterfragung der Interdisziplinarität selbst entstanden, führte diese Zusammenarbeit – durch eine schizoanalytische Reflexion über die oft heraufbeschworene Einheit von Theorie und Praxis in interdisziplinären Kooperationsprozessen hindurch – zum Konzept für ein Kunstbuch, das die Debatte um künstlerische Forschung zum „Gegenstand“ haben soll. Dabei wandte sich Giannottis Aufmerksamkeit jenem materiellen und zugleich symbolischen Dispositiv zu, welches die Performanz des Lesens eines Buches (auf- und nachschlagen, blättern etc.) erst ermöglicht und dieses zu einem diskursiven Leseapparat macht: Die „Buchbindung“. Allein die Funktionsweise eines solchen Dispositiv deutete darauf hin, dass das Buchbinden performativ neu zu denken war…
Das Projekt SCIENCEAGREEMENT BETWEEN ART AND bildet den Versuch, die theoretischen Minimaleinheiten einer Debatte in Form von auktorialen Statements an die künstlerische Praxis ihrer Adressaten zu einem sozialplastischen Buch zusammenzubinden: Ein performatives Buch, dessen Veröffentlichung sich an verschiedenen Schreibe- und Leseplätzen – auf eine Street Art Intervention anspielend – im öffentlichen Raum aufteilen wird.
Zunächst als künstlerischen – aus einem außerakademischen Kontext herkommenden – Beitrag zur Debatte über Artistic Research verstanden, bildet das Projekt zugleich eine Art dankbarer Provokation, die darauf abzielt, nach weiteren „Stimmen“ zu rufen (pro-vocare) und somit die Debatte im Gange zu halten.